Nach Hause…


Heute geht es nach Hause. 8 Tage Krankenhaus im Klinikum Osnabrück liegen nun hinter mir. Vor 7 Tagen wurde mir das obere Sprunggelenk mittels Ringfixateur versteift.

War eine größere und längere Sache, da eine Arthrodese (Versteifung) mit Verschraubung von innen auf Grund meiner Pseudoarthrose (Knochen nicht richtig verheilt) und Wundheilungsstörung nicht zur Option stand. Aus Sicht der 3 operierenden Ärzte ging es mit 3.5 Std. schon schnell. Knochen aus dem Beckenkamm und Fremdknochengerüst müssen nun mit dem Sprungbein und dem Schienbein zu einem festen Knochen zusammenwachsen.

Noch 5 Wochen ohne Belastung und viel Geduld liegen nun vor mir.


 

Schmerzen und wie ich damit umgehe…


Die ersten 24 Stunden ohne den angeschlossenen Schmerzkatheter sind geschafft. War kein Spaziergang!!! Je länger er raus war, um so mehr hat mein Körper gemerkt, dass da nichts mehr ist. Auf zusätzliche Schmerzmittel habe ich bewusst verzichtet. Das muss ja auch alles wieder ausgespült werden. Zur Ablenkung habe ich wieder auf eine altbewährte Methode gesetzt.

M U S  I K ! ! !      Etwas lauter als es sollte, aber es hat bei mir den Effekt, dass ich den Schmerz nach einer Zeit ausblenden kann.

Habe ich vor 11 Monaten schon in Frankreich so gemacht. Da nahm die ganze Geschichte ihren Anfang. Aber die Nacht war dann doch erholsam. Erstaunlicher Weise schmerzt die Knochenentnahmestelle am Beckenkamm viel stärker als der Fuss im Fixateur.

Für Außenstehende ist der Fixateur zum Teil nicht nur ungewöhnlich sondern auch befremdlich. Ist ja auch nicht so alltagstauglich.

Schmerzkatheter wurde eben ganz entfernt. Ich würde sagen…. bei guter Führung könnte ich morgen raus. Mal sehen was die Visite meint.

Ja ….!!!! Morgen darf ich nach Hause.


 

Erstes Alltagsproblem


Der Schmerzkatheter pausiert probeweise. Also jetzt gut ablenken und nicht in sich hineinhören. Nutze die Zeit, um eine oft an mich gestellte Frage zu beantworten:

An- und Ausziehen?!?

Ist einfacher als gedacht. Kleidung aus dehnbaren Material ist von großem Vorteil. Unterwäsche mit hohem Beinausschnitt (Jazzpants) und kurze Hosen aus Jersey sind zur Zeit meine Favoriten.

Ganz allein geht es natürlich nicht, dafür sind überall Gewindestangen, Muttern und Pinne im Weg, oder auch die Arme zu kurz. Anziehen ist leichter, da der Ringfixateur unten zwei „Hufeisen“ hat, wirkt wie eine Anziehhilfe bei Kompressionsstrümpfen. Die unteren Drähte (Pinne) haben noch scharfe Enden, da muss aufgepasst werden. Für dieses Problem werde ich dann zu Hause eine Lösung finden. Wären sie etwas länger, könnten sie nach innen gebogen werden. Ausziehen geht dann leider Ring für Ring und Pin für Pin. Aber für die kurzen Sachen ist dies ein kleines Problem. Lange Hosen werde ich mit einem seitlichen Reißverschluss versehen und für die Beinweite zusätzlich Stoffeinsätze einnähen. Dann halt Schlaghosen!!!


 

Neuer Tag – Einführung in die Pinpflege


Mancher geht jeden Tag zur Arbeit. Ich habe da leider eine Auszeit. Aber mit dem Ringfixateur jetzt eine tägliche Aufgabe!! Da die Metallstäbe eine direkte Verbindung zwischen der Außenwelt und dem Knocheninneren haben, können Keime in die Wundhöhle eindringen.

Deshalb muss ich oder besser gesagt meine bessere Hälfte die Pinne (13 Stück) täglich sorgfältig reinigen. Hände desinfizieren und Handschuhe anziehen. Mit sterilen Kompressen (10×20) und Desinfektionslösung (Octenisept) den Schorf oder das Wundsekret vorsichtig entfernen. Dazu die Kompessen mit der Desinfektionslösung tränken, der Länge nach einschlagen und einmal mit der geschlossenen Seite um den Pin schlingen. Durch die Bewegung nach unten wird gleichzeitig die Haut um die Pinne mobilisiert. Für jeden Pin eine eigene Kompresse!

Die Haut (damit nichts verklebt) um alle Pinne nochmals kontrollieren.

Den Ringfixateur ebenfalls täglich mit Desinfektionsmitteln abwischen. Die Wunden trocken halten. Zum Schutz alle Pinne mit sterilen Kompressen (10×20) verbinden bzw. abdecken.Damit ist man eine Weile beschäftigt. Die Reinigung und Mobilisierung ist kein Spaziergang und bei diesen frischen Wunden sehr schmerzhaft. Aber so gewöhne ich mich an meinen ständigen Begleiter. Fördert die schon bestehende Verbundenheit. Ich muß ihn ja nicht lieben, aber respektieren und akzeptierten.


 

Tag 4 nach der OP


Heute beginnt der 4. Tag mit dem Ringfixateur. Dank der Schmerztherapie hatte ich wieder eine gute Nacht. Durch die Ringe und das Hochlagern ist das Bein relativ entspannt.

Mit meiner, bedingt durch die Lappenplastik, ausgefeilten Technik ist auch jetzt eine seitliche Position möglich.

Verursacht keine Verspannungen und erinnert etwas an Joga. Leider ist der Fuß noch angeschwollen. Aber die Temperaturen der letzten Tage trugen nicht gerade zu einer Abschwellung bei. Da werde ich die Lymphe und mich heute mal in Schwung bringen…….

Meine Lappenplastik war ein offener Sprunggelenksbruch mit Wundheilungsstörung bedingt durch Keime. Zur Wundabdeckung wurde ein Teil des Schultermuskels Latissimus Dorsi verwendet und Haut (Spalthaut) vom Oberschenkel.


 

Heute gibt’s den ersten Beitrag


Nach und nach werde ich hier die Geschichte und die Umstände dazu erzählen, wie ich zu diesem schicken Ringfixateur gekommen bin.

Für die nächsten 9-12 Monate wird er mein täglicher Begleiter sein.  Vor mir liegt eine spannende, neue, ereignisreiche und teilweise auch frustrierende Zeit. Aber so habt ihr die Möglichkeit dabei zu sein. Da dies mein erster Blog ist, werde ich mit dieser schönen neuen Aufgabe wachsen.